Heike Spreter-Krick gibt nicht schnell auf. Ihre Anstellung in der Gastronomie erschwerte sich 2020 durch die Coronapandemie für die 54-jährige Frau aus Deutschland. Kurzerhand kündigte sie ihre Anstellung und erfüllte sich einen lang gehegten Traum. Sie zog auf eine Alp in der Zentralschweiz. Dort lebte sie ihre Liebe zu den Bergen und der Natur aus, molk Kühe und stellte Käse her. In einer Alphütte lebte sie zusammen mit dem Käser. Strom gab es nur zum Melken der Kühe, heizen mussten sie mit Holz.
„Wir hatten vier Wochen lang kaltes, regnerisches Wetter auf der Alp,“ erinnert sich Heike Spreter-Krick. „Da war es für mich klar, dass ich irgendwann eine Erkältung bekomme.“ Was mit einer vermeintlichen Erkältung und Schluckbeschwerden begann, entwickelte sich schnell zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem. „Am zweiten Tag kam Schüttelfrost dazu, den ich in dieser Intensität noch nie erlebt hatte.
Am dritten Tag traten starke Schmerzen in ihrem linken Oberarm und Bein auf. Die Schmerzen waren so stark, dass sie nicht mehr stehen oder gehen konnte. Ihr Zustand verschlechterte sich rapide. Sie verlor das Bewusstsein und schliesslich holte die Rega sie ab.
Kampf ums Überleben
Im Spital kämpften die Ärzt*innen um Heike Spreter-Kricks Leben. „Von den ersten fünf Tagen weiss ich nichts,“ erzählt sie. „Ich habe einzelne Erinnerungen, aber weiss nicht, ob diese tatsächlich so stattfanden.“ Sie litt an entzündeten Herzklappen und Nekrosen an den Füssen. Die Ärzte kämpften um ihre Herzklappen und darum, ihre Füsse vor einer Amputation zu bewahren. „Ich war in einer Art Blase, und mir war nicht klar, dass ich eine Sepsis hatte. Ich machte einfach mit.“
Die Behandlung in der Schweiz dauerte fünfeinhalb Wochen. In dieser Zeit durchlief Heike Spreter-Krick mehrere Operationen. Glücklicherweise konnten ihre Füsse in letzter Minute vor einer Amputation bewahrt werden. Dennoch hinterliess die Krankheit nachhaltige Spuren. Heike Spreter-Krick erlitt mehrere Schlaganfälle, ihre Füsse trugen bleibende Schäden davon.
Trotz der erfolgreichen Operationen musste Heike Spreter-Krick während den Wochen im Spital im Bett bleiben, ruhig liegen und Bewegungen vermeiden. Die Angst war gross, dass ihr Kreislauf sonst zu fest angeregt wird. Dadurch würde die Entzündungsflüssigkeit in den Füssen zurück ins Herz transportiert werden, was die Herzklappen von neuem entzünden und die Sepsis von neuem beginnen lassen könnte.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland standen Heike Spreter-Krick weitere Herausforderungen bevor. Für den passenden Platz in der Reha musste sie kämpfen. „Ich war wegen der Entzündung der Herzklappen kardiologisch gelistet. Doch brauchte ich orthopädische Hilfe für meine Füsse,“ erklärt sie. Dank persönlicher Kontakte gelang es ihr, die notwendige Behandlung zu erhalten. „Sonst wäre das eine Vollkatastrophe geworden.“
Die bürokratischen Hürden erschwerten den Weg zur Genesung zusätzlich. „Wegen meinem Aufenthalt in der Schweiz hatte ich mich in Deutschland abgemeldet. Ich musste mich neu versichern, ohne Krankengeld oder Arbeitslosengeld zu erhalten. Das war eine enorme Belastung.“
”Ich war wegen der Entzündung der Herzklappen kardiologisch gelistet. Doch brauchte ich orthopädische Hilfe für meine Füsse. Es wäre fast eine Vollkatastrophe geworden.”
Der Gipfel der Hoffnung
Während ihres Spitalaufenthalts in Luzern hatte Heike Spreter-Krick Ausblick auf den Pilatus. Dieser Berg gab ihr unglaublich viel Kraft die vielen Behandlungen durchzustehen und die Hoffnung zu behalten. Für sie war klar, irgendwann steht sie auf dessen Gipfel.
Ein Jahr später kehrte Heike Spreter-Krick mit ihrem Mann nach Luzern zurück und erfüllte sich diesen Traum. Sie stand auf dem Gipfel des Pilatus. Sie hatte es geschafft und sogar noch mehr. „Wir fuhren mit der Gondel hoch und machten einen Tandemflug. In der Luft fiel eine grosse Last von meinen Schultern. Es war unsagbar befreiend. “
Die lange Reise der Genesung
Trotz dieses Erfolgs sind die Folgen der Sepsis drei Jahre später noch immer Teil ihres Lebens. „Mein Herz ist beschädigt, meine Füsse schmerzen und sind vernarbt, und ich leide an posttraumatischen Symptomen,“ berichtet Heike Spreter-Krick. Die Krankheit hat sowohl körperliche als auch geistige Spuren hinterlassen. „Ich habe Probleme mit der Konzentration, und manchmal fallen mir Wörter nicht mehr ein.“
Die Genesung ist ein langer, mühseliger Prozess. Heike Spreter-Krick befindet sich weiterhin in physiotherapeutischer Behandlung und unter psychotherapeutischer Betreuung, um die Erlebnisse zu verarbeiten. Trotz dieser Herausforderungen bleibt sie stark. „Es ist schwer, das alles zu akzeptieren, aber ich habe mir geschworen: Aufgeben gibt es nicht.“
„Mein Herz ist beschädigt, meine Füsse schmerzen und sind vernarbt, und ich leide an posttraumatischen Symptomen. Ich habe Probleme mit der Konzentration, und manchmal fallen mir Wörter nicht mehr ein. Es ist schwer, das alles zu akzeptieren, aber ich habe mir geschworen: Aufgeben gibt es nicht.“
Die Bedeutung von Aufklärung und Früherkennung
Heike Spreter-Krick engagiert sich heute in der Global Sepsis Alliance als Patientenfürsprecherin. „Sepsis war für mich ein Fremdwort, bis ich selbst betroffen war,“ sagt sie. „Dieses Problem bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit.“ Sie setzt sich dafür ein, dass mehr Menschen über die Risiken und Symptome von Sepsis informiert werden. „Früherkennung kann Leben retten. Es sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Sepsis jeden treffen kann.“
Für andere Betroffene hat sie einen klaren Rat: „Seid wachsam und achtet auf die Symptome. Habt den Mut, die Ärzt*innen auf Sepsis anzusprechen und vertraut auf ihre Expertise. Und vor allem: Gebt niemals auf.“
„Seid wachsam und achtet auf die Symptome. Habt den Mut, die Ärzt*innen auf Sepsis anzusprechen und vertraut auf ihre Expertise.“
Mögliche Symptome für Sepsis
Healthcare Perspectives
Sepsis, ursprünglich als Blutvergiftung bekannt, ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall. Erfahren Sie mehr über die Komplexität der Sepsis-Diagnose, die Rolle von Laktat- und Procalcitonin-Werten und die globale Gesundheitsherausforderung, die sie darstellt.