Wie finde ich schnell einen Transportstuhl wieder, der in eine andere Abteilung gewandert ist? Wie erspare ich Besuchern das Umherirren im Krankenhaus? Wie kann ich Daten aus unterschiedlichen Quellen zeitlich und örtlich zuordnen und miteinander verknüpfen? Der Schlüssel für die Beantwortung dieser und vieler weiterer Fragen liegt in der Echtzeitortung mit der RTLS-Technologie, die in der Industrie bereits vielfach eingesetzt wird und jetzt in einem Pilotprojekt in der Radiologie des Universitätsklinikums Erlangen eingeführt wurde.
Indoor-Tracking
RTLS steht für Real Time Location Solutions, eine Echtzeitortung, die eine präzise Lokalisierung von Objekten und auch Personen in Innenräumen ermöglicht. In der Industrie ist dieses Indoor-Tracking bereits weit verbreitet, etwa um Werkstücke auf der Produktionslinie oder mobiles Inventar in der Fabrik zu orten. Zu Sicherheitszwecken können auch Personen lokalisiert werden, zum Beispiel um die Dauer ihres Aufenthalts in gefährlichen Zonen zu überwachen.
Im Radiologischen Institut in Erlangen hat man früh erkannt, dass RTLS auch im klinischen Kontext enorm hilfreich sein kann. Deshalb war Oberarzt Prof. Dr. med. Alexander Cavallaro begeistert, als ihm von Siemens Healthineers vor einem halben Jahr ein RTLS-Pilotprojekt vorgeschlagen wurde. „Wir haben mit dieser Technologie schon vor einigen Jahren experimentiert, als die technischen Mittel noch begrenzt und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten noch gar nicht sichtbar waren. Mit dem technischen Fortschritt seither im Rücken rannte das Projektteam von Siemens Healthineers jetzt bei uns offene Türen ein.“
Wo habe ich den Schlüssel hingelegt? Allein der Gedanke daran löst bei vielen von uns schon Panik aus und führt zu hektischem Suchen. Nicht so bei Stephan Kunzelmann: Wenn der Abteilungsschlüssel im Radiologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen verschwunden ist, kann der Leitende MTRA ganz ruhig bleiben. „Theoretisch sollte der Schlüsselbund ja immer an die diensthabende MRTA übergeben werden, aber im Alltag klappt das nicht immer, etwa wenn man sich gerade um einen Patienten kümmern muss und den Schlüssel in der Hand hat. Dann wird er oft abgelegt oder eingesteckt. Und dann ging früher immer die Sucherei los,“ so Kunzelmann. „Wenn mich aber jetzt wieder jemand fragt, wo der Schlüssel ist, dann ich kann einfach auf unser RTLS verweisen.“
„RTLS-Technologien können Informationen darüber liefern, wo sich Gegenstände und Patienten befinden, und so dabei helfen, Prozesse zu beschleunigen und zu verbessern. So können Versorger die Qualität der Gesundheitsversorgung erhöhen und die Effizienz steigern – in einem Ausmaß, wie es bisher nicht möglich war.“
Einfache Lokalisierung
Am Standort der Radiologie im Internistischen Zentrum (INZ) des Universitätsklinikums wurde die ca. 3000 m2 große Abteilung mit 90 sogenannten Repeatern ausgestattet. Sie empfangen die Signale der etwa teebeutelgroßen Tags, die an den verschiedenen Gegenständen befestigt sind, und geben sie kabellos an ein Gateway weiter, das mit der Krankenhaus-IT verbunden ist. Über eine browsergestützte Software kann so die Position jedes markierten Gegenstands auf den Abteilungscomputern abgelesen werden.
Inzwischen sind etwa 50 Gegenstände in der Radiologie mit Tags versehen, neben den Abteilungsschlüsseln sind das beispielsweise Patientenliegen, Rollstühle, Tablets, der CT-Punktionswagen und ein fahrbares Monitorsystem. Für die Mitarbeiter in der Radiologie bedeutet das eine deutliche zeitliche Entlastung. Kunzelmann schätzt, dass sein Team insgesamt täglich eine Stunde nach irgendwelchen Gegenständen sucht – verlorene Zeit, in der oft auch der Untersuchungsbetrieb gebremst wird, weil etwa keine Transportliege zur Hand ist oder die Lagerungshilfe verschwunden ist. Deshalb wünscht sich Kunzelmann auch, dass das Pilotprojekt wie geplant bald auf das ganze INZ erweitert wird. „Wenn das System im gesamten Haus installiert ist, dann wäre das perfekt. Dann sparen wir uns viele weite und unnötige Wege.“
„Wir fanden das Projekt vom ersten Moment an sehr spannend, weil wir einfach die ärgerliche Situation kennen, dass irgendetwas gesucht wird.“
Eine Hardware, vielfältige Lösungen
Der Nutzen von RTLS geht jedoch weit über die Lokalisierung von Gegenständen hinaus. „Wenn die Datenschutzfragen geklärt sind, könnten wir in Zukunft sehen, wenn ein Patient aus einer anderen Abteilung auf dem Weg in die Radiologie ist, und dementsprechend schneller reagieren. Aber das funktioniert auch umgekehrt, weil RTLS auch den Patienten den Weg zu uns weisen kann,“ erklärt Cavallaro. Eine entsprechende App, der RealTime Hospital Navigator, wird bereits angewendet. Die App können Patienten wie ein Navigationssystem für das Universitätsklinikum nutzen und bekommen ihren Standort im Krankenhaus ebenso angezeigt wie den Weg zu ihrem gewünschten Ziel.
Valide Datenbasis für die nächste Stufe der KI
Das größte Potenzial sieht Cavallaro allerdings in der Verschmelzung von digitaler und realer Welt, die auf Basis von RTLS möglich wird. „Wir sprechen heute viel von neuen digitalen Applikationen und Künstlicher Intelligenz. Doch für all die Möglichkeiten der KI, die aktuell diskutiert werden, brauche ich eine saubere Datenbasis. RTLS liefert exakt diese Daten – was ist wo und wie im Einsatz.“
Das Pilotprojekt strahlt inzwischen auch auf andere Abteilungen im Klinikum aus, wie Cavallaro berichtet: „Ich habe unsere RTLS-Lösung mit der App in verschiedenen Gremien bis hin zum Personalrat vorgestellt und die Reaktion war oft: Wann bekommen wir das endlich?“ Hieran zeigt sich, dass RTLS genau das bietet, was Cavallaro bei neuen Technologien besonders wichtig ist: „Für mich ist bei technischen Innovationen immer entscheidend, wie sie den Menschen nützen. Das ist bei RTLS in hohem Maße gegeben, es hilft unserem Team und den Patienten.“
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Daniel Hoefler
Siemens Healthineers
Solution Sales Manager Enterprise Services