„Vernetzung, was ist das?“, hätten 1922 die Erbauer des Krankenhauses am Neckarufer gefragt. Im Duden stand das Wort damals jedenfalls nicht. 100 Jahre später sind Vernetzung und Interoperabilität die bestimmenden Themen im Gesundheitswesen. Das Universitätsklinikum Mannheim (UMM) gehört zu den Vorreitern.
Die dort kürzlich eröffnete Station „INSPIRE Living Lab“ integriert externe Gesundheitsdienstleister in ein Netzwerk von Anbietern, die mit ihren digitalen Innovationen Patient*innen und dem Pflegepersonal das Leben erleichtern.
Das INSPIRE Living Lab gilt als Modellstation für die weitere Digitalisierung des Krankenhauses. Die Dienstleister testen in dem „Labor“ die Funktionsweise ihrer digitalen Gesundheitsanwendungen im realen Klinikalltag. Dazu wurde die Station grundlegend umgebaut und mit flächendeckendem W-LAN ausgestattet. Die Pflegemitarbeiter*innen haben Smartphones zur Hand, den Partnerunternehmen steht ein Technikraum mit Netzwerkanschlüssen zur Verfügung. Ein nach allen Seiten offener Personalstützpunkt ersetzt den „Glaskasten“. Mit der räumlichen Nähe von MedTech-Entwicklern, dem medizinischen und pflegerischen Personal sowie den Patient*innen ist buchstäblich ein greifbarer Brückenschlag zwischen den beteiligten Instanzen gelungen.
Die Patient*innen erkennen ganz schnell, dass ihnen die zusätzlichen digitalen Angebote einen Vorteil bringen.
Auf der INSPIRE Living Lab Station liegen aktuell zwölf Patient*innen der Urologischen Chirurgie und acht Patient*innen der der Orthopädie. Eine Aufstockung der Station auf 27 Betten ist möglich. Den Patient*innen steht es frei, nach der gesetzeskonformen Aufklärung die Applikationen zu nutzen. Bevor ein externer Dienstleister Patientendaten einsehen darf, muss eine schriftliche Einwilligung vorliegen. Auf die medizinische Versorgung hat die Teilnahme keinen Einfluss, sondern ausschließlich auf die Möglichkeiten im Hinblick auf Information und Interaktion. Die Patient*innen bekommen aber nie das Gefühl, dass sie sich in einer Laborsituation befinden. Im Gegenteil: Sie nutzen die Angebote per Tablet ohne einen Gedanken daran zu vergeuden, welche App von welchem Anbieter stammt. Wer auf der Station im Hintergrund agiert, muss sie auch nicht beschäftigen. Was aber sehr wohl interessiert und gut ankommt, weiß der Medizinische Geschäftsführer Professor Dr. Hans-Jürgen Hennes: „Die Patient*innen erkennen ganz schnell, dass ihnen die zusätzlichen digitalen Angebote einen Vorteil bringen – in puncto Komfort und im Hinblick auf ihre Behandlung.“ Es scheint so, als würde das Tablet am Bett künftig genauso zur Zufriedenheit der Patient*innen beitragen wie gute Pflege und gutes Essen.
Unsere INSPIRE Living Lab Station rückt die stationäre Versorgung der Patient*innen in den Vordergrund des medizinischen Fortschritts.
Digitalisierung der Station über standardisierte Schnittstellen
Für Professor Dr. Maurice Stephan Michel (Klinikdirektor Urologie und Urochirurgie) war es überfällig, die Digitalisierung des Gesundheitswesens stärker auf die Station zu bringen: „In den letzten Jahrzehnten war der medizinische Fortschritt im Wesentlichen geprägt durch die Entwicklung von Medikamenten sowie von diagnostischen und operativen Verfahren. Nun rückt unser Lab die stationäre Versorgung in den Vordergrund. Wir bringen digitale Medizin auf das Tablet der Patient*innen im Krankenbett.“ Bei den App-Anbietern handelt es sich in der Regel um Start-ups oder um kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen in der Praxis erproben können. Um eine neue Medizintechnik-App zu integrieren, verbinden die Hersteller ihre Lösung über standardisierte Schnittstellen (z. B. HL7 FHIR) mit der Plattform – und fertig ist die Basis für den bidirektionalen Datenaustausch mit der Klinik.
Die besten Apps der besten Anbieter integrieren
… als hätten wir zwei zusätzliche Hände auf der Station.
Tablet schafft weitere Kommunikationsmöglichkeit
Die Apps, die nach und nach den Patient*innen und Pfleger*innen zur Verfügung gestellt werden, verbessern auch deren Kommunikation. Schon jetzt ersetzt der Griff zum Tablet oft das Auslösen des Schwesternrufs. Etwa dann, wenn Patient*innen ihre Wünsche oder Befindlichkeiten in der dafür installierten App melden. Für Stationsleiterin Kirsten Antonetty und ihr Team bedeutet das eine erhebliche Arbeits- und Zeitersparnis. „Wenn ich von vornherein weiß, dass der Patient oder die Patientin ein Schmerzmittel wünscht, bringe ich es gleich mit, wenn ich in das Zimmer gehe.“ So erspart sie sich den doppelten Weg und den Patient*innen eine unnötig lange Wartezeit. „Das ist so, als hätten wir auf der Station zwei zusätzliche Hände.“
Zukunftsweisende Anwendungen schnell in den klinischen Alltag einführen
teamplay digital health platform connect
Platform as a Service
- Vernetzung von Leistungserbringern bzw. den am Patientenprozess beteiligten Institutionen
- Integration und Bereitstellung von Applikationen (Mehrwertdienste)
- zum Beispiel: Ärzteportale, Patientenportale, Telekonsultation, klinische Konferenzen, virtuelle Visiten, Patienten-Apps uvm.
- Datenaustausch mit anderen Institutionen ohne eigene Vernetzungsinfrastruktur