Point-of-Care Testing beschleunigt die Diagnostik. Die Middleware übernimmt das Handling der Analyseergebnisse und leistet als Datenmanagementsystem noch viel mehr. Professor Dr. med. Peter B. Luppa vom Klinikum rechts der Isar der TU München sagt: „Die Verwaltung des Geräteparks wird durch eine zentrale und herstellerübergreifende Middleware erheblich vereinfacht.“
Medizinische Labore bestimmen weit mehrere hundert labormedizinische Parameter. Für eine schnelle Behandlung reicht allerdings oft ein Einziger. Diesen ermitteln viele Stationen, Ambulanzen oder Notaufnahmen mit einem spezialisierten Analysegerät am Point-of-Care (POC) – also dort, wo sich der Patient oder die Patientin gerade aufhält. Muss in der konventionellen Labordiagnostik die Probe erst ins manchmal kilometerweit entfernte Labor transportiert werden, verkürzt die patientennahe Labordiagnostik den Prozess deutlich. Oft liegt das Analyseergebnis schon wenige Sekunden nach der Probenentnahme vor und das ärztliche Personal kann seine Entscheidungen treffen.
„Satelliten“ des Zentrallabors
Analyseergebnisse: vom POCT-Gerät ins KIS
Wie gelangen die Messergebnisse in das Zentralsystem? Diese Frage ruft die Informationstechnik auf den Plan. Stichwort: Vernetzen. Benötigt wird ein POC-Datenmanager - eine Middleware-Lösung zwischen POCT-Gerät und Kliniknetzwerk. Bei Siemens Healthineers heißt diese Middleware-Lösung POCcelerator.
„Die Verwaltung des Geräteparks wird durch eine zentrale und herstellerübergreifende Middleware erheblich vereinfacht“, sagt Professor Dr. med. Peter B. Luppa, Facharzt für Laboratoriumsmedizin. Er ist seit zwei Jahrzehnten POCT-Koordinator für alle Geräte im Klinikum rechts der Isar der TU München und kennt die Materie wie kaum ein anderer. „Ideal wäre es, wenn eine Middleware sämtliche auf dem Markt befindlichen Geräte vernetzt – für Blutgasuntersuchungen, Blutzuckermessung, Gerinnungsparameter, Herzmarker und so weiter.“
Der POCcelerator kommt diesem Ideal ziemlich nah: Mitte 2023 sind es 230 Geräte von mehr als 70 Herstellern, die er mit den relevanten Kliniksystemen vernetzen kann. Fachleute sprechen von „Konsolidierung mit offener Konnektivität“.
Für die Mitarbeiter*innen, die Proben am Patientenbett entnehmen und das POCT-Gerät bedienen, bringt die digitale Vernetzung einen erheblichen Zeitgewinn. Außer dem Einscannen der Patienten- und Reagenzien-Barcodes müssen sie die Messergebnisse nicht weiter verwalten, sie nirgendwo mit Kugelschreiber eintragen oder per Tastatur erfassen und können trotzdem sicher sein, dass alle Informationen in die Patientenakte gelangen. Am Rande sei bemerkt, dass sich transportbedingte präanalytische Fehler vermeiden lassen, etwa bei instabilen Analyten, wenn Proben gar nicht erst „auf Reise“ gehen, sondern sofort und vor Ort analysiert werden.
Es geht um mehr als um Analyseergebnisse
Das Handling der Analyseergebnisse ist nur eine von vielen Aufgaben der Middleware, die den Klinikalltag noch auf weiteren Feldern unterstützt. Beispiel Qualitätskontrollen. Wie jeder Analyzer im großen Labor müssen auch die POCT-Geräte regelmäßig Qualitätsprüfungen durchlaufen – jedes einzelne für sich, manche mehrmals am Tag und stets gemäß Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen (RiliBÄK).
„Einen solchen Gerätepark überwacht man nicht anhand von Excel-Listen“, weiß Prof. Luppa zu berichten. „Bei einem großen Klinikum sind die Modalitäten auf etliche Stationen und Standorte verteilt. Die fachgerechte Qualitätssicherung ist nur möglich, wenn die POCT-Koordination die Kontrollen und deren Ergebnisse über die Middleware zentral verwaltet.“ Die Mitarbeiter*innen auf der Station müssen die Kontroll-Tests lediglich anstoßen, indem sie die Kontrollproben in das Gerät einlegen. Die Ergebnisse werden für die Dokumentation automatisch zur Middleware überspielt und ausgewertet. Bei Abweichungen von den RiliBÄK-Kriterien schreiten die POCT-Koordinatoren dann unmittelbar ein.
Schulung und Materialverwaltung
Apropos Kontrollproben: „Zu den weiteren Vorteilen einer Komplettvernetzung mittels Middleware gehört die zentrale Verwaltung von Reagenzien, Strips und anderen Verbrauchsartikeln für die POCT-Geräte“, sagt Prof. Luppa. Auf diese Weise lassen sich Lagerbestände klein und überschaubar halten.
Darüber hinaus übernimmt eine Middleware wie z.B. der POCcelerator von Siemens Healthineers eine zentrale Position beim Benutzermanagement. So weiß der POCcelerator für jedes Analysegerät, wer es benutzen darf und wer wann welche Schulung zu durchlaufen hat. Das Dashboard zeigt dem Koordinator, auf welcher Station nachgeschult werden muss, damit Anwender*innen stets die erforderlichen Zertifikate besitzen.
Die Nachschulungen lassen sich mittels e-Learning hoch automatisiert und ohne großen Zeitaufwand für die POC-Koordinatoren umsetzen. Im Idealfall übernimmt der POC-Datenmanager sogar eine automatische Rezertifizierung der Anwender*innen anhand von verschiedenen Schlüsselkennzahlen wie z.B. einer bestandenen eLearning-Schulung oder der Anzahl von Patienten- oder Qualitätskontrollmessungen.
Herstellerunabhängige Vernetzung der POCT-Geräte
Alles in allem sieht Prof. Luppa die Zukunft der POCT-Diagnostik eng mit einer leistungsstarken Middleware verknüpft. Sie sollte nach seinen Vorstellungen herstellerunabhängig die einzelnen Geräte mit den Kliniksystemen vernetzen, den sicheren Datentransfer übernehmen, die Anwender*innen bei internen und externen Qualitätskontrollen unterstützen und das Benutzermanagement organisieren. Der POCcelerator von Siemens Healthineers erfüllt diese Anforderungen bereits heute.
Der Blick nach vorn zeigt mittlerweile, dass ein POCT-Datenmanager aber weit mehr leisten muss als diese Daten nur vorzuhalten. Für Kliniken ist es immer häufiger wichtig, die Prozesse zu optimieren und Effizienz zu schaffen, um dadurch z.B. Kosten zu sparen oder allgemein die Qualität auf höchste Niveaus zu steigern. Interaktive und intuitive Analysetools wie das Analytics Modul im POCcelerator treffen hier den Nerv der Zeit und erlauben unseren Kunden die notwendigen Einblicke.