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Vertrauen beginnt lange vor der Untersuchung

Vertrauen beginnt lange vor der Untersuchung
Wie ein durchdachtes Geräte- und Raumdesign positive Emotionen wecken, Ruhe vermitteln und sogar die Genesung begünstigen kann.
Etwa jede*r dritte Patient*in empfindet Angst vor einer radiologischen Untersuchung. Die Beweggründe sind recht individuell: die Betroffenen fürchten Hitze, Lärm und den Verlust der Selbstkontrolle durch das erzwungene Stillliegen und die Enge im Scanner. Einige beschreiben die Sorge, „isoliert, eingesperrt, einsam und auf Andere angewiesen“ zu sein.[1] Wenn Patient*innen sich derart unwohl fühlen, tendieren sie dazu, sich mehr zu bewegen. Das verschlechtert die Qualität von etwa 20 Prozent aller Scans.[2] Allerdings zeigt eine Studie, dass den Patient*innen durch verschiedene Methoden auch Angst genommen oder ein Teil der Kontrolle zurückgegeben werden kann. Das Wissen um die Dauer der Untersuchung, ein Spiegel, um aus dem Scanner zu sehen und ein Alarmknopf – all das kann Angst lindern.[3] Das Vertrauen in die an der Untersuchung beteiligten Personen und das Gefühl, einfach „gut aufgehoben“ zu sein, entlastet zusätzlich.
Es ist also entscheidend, solche Untersuchungen möglichst angenehm zu gestalten – und das beginnt schon bei der Ankunft des Patienten in der Klinik.

Die
Gleichung ist einfach: Ein unübersichtlicher Krankenhausflur kann Ängste
verstärken – ein leicht verständliches, einladendes Wegeleitsystem schenkt
Sicherheit. Ein fensterloser Warteraum kann beklemmend sein – eine
abwechslungsreich gestaltete Erlebniswelt bringt willkommene Ablenkung. Die
grauen Untiefen eines Scanners können bedrohlich wirken – aber ein Tauchgang in
eine Unterwasserwelt, in der Schildkröten und Clownfische den Weg kreuzen, ist
eine interessante Erfahrung. Das klingt logisch? Dann nehmen wir die Ideen, die
ein multidisziplinäres Team von Siemens Healthineers zum Beispiel für die Kinderradiologie
an der Uniklinik Dresden und das Imaging Science Institute (ISI) Erlangen
entwickelt hat, um die Patient*innenerfahrung dort ganzheitlich zu verbessern, doch
etwas genauer unter die Lupe…
ISI Erlangen: Mut zur Kreativität

Wer auf
eine Computertomografie wartet, tut dies in einer Unterwasserlandschaft.

Kinder
warten im Dschungel auf ihre Magnetresonanztomografie.

Auch für die kleinen Patient*innen, die im Bett warten müssen, gibt es an der Decke etwas zu entdecken.
Erwachsene Patienten sitzen derweil am Strand.
Nach der Anmeldung folgen die Patient*innen einer blauen, gelben oder grünen Linie am Boden und an den Wänden, und kommen so sicher in ihrem Wartebereich an.
Als „beschwingt“ beschreibt Projektleiter Dr. Patrick Amarteifio die Stimmung in seinem Team, das es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das ISI durch die Brille des*r Patient*innen zu betrachten und Verbesserungen einzubringen, die solchen Schwung auch im Behandlungsablauf spürbar machen. Amarteifio: „Es ging uns darum, etwas Leichtigkeit in die Sache bringen.“ Auch er weiß: Vor jeder Behandlung schwanken die Gefühle eines*r Patienten*in zwischen Angst, Unsicherheit und – Hoffnung. Die räumliche Umgebung verstärkt diese Gefühle oder schwächt sie ab. Im Fokus der Überlegungen des multidisziplinären Teams von Siemens Healthineers stand also die Gestaltung einer rundum positive Patient*innenerfahrung – von der Anmeldung im ISI bis zur eigentlichen Untersuchung. Amarteifio sagt: „Wir hatten den Mut zur Kreativität.“ Der Projektleiter beschreibt die beteiligten Innenarchitekt*innen als unkonventionelle Kreative, denen die Erlebniswelten „Strand, Aquarium und Dschungel“ als Inspiration an die Hand gegeben wurden.
Im ISI ist heute der „Dschungel“ dem Kinderbereich zugeordnet, begeistert aber auch Erwachsene mit seinen fröhlich umherschwingenden Urwaldbewohnern. Wie ein „Strand“ ist heute der Wartebereich für eine Untersuchung im Magnetresonanztomografen (MRT) gestaltet und soll der Enge in der Röhre dessen charakteristische Weite, Wärme und Helligkeit entgegensetzen. Und der Bereich „Aquarium“ simuliert in der Computertomografie(CT)-Zone Schwerelosigkeit. „Alle Beteiligten waren durch und durch positiv aufgeladen,“ erinnert sich Amarteifio an die Projektarbeit im ISI. Begleitet von einer Masterandin war zunächst der Ist-Stand analysiert worden. Ziel der Arbeit war die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Patient*innenerfahrung am ISI. Die Ergebnisse aus Beobachtungen, einem Workshop der Medizinisch-Technische*n Radiologieassistent*innen (MTRA) und Patient*innenbefragungen haben später die Planung der Profis für die Navigation und die Gestaltung der Warte- und Untersuchungsräume bereichert.- „Alles ist entspannter geworden“, freut sich MTRA Johanna Seelmann.
Armin Muttke und Johanna Seelmann arbeiten als MTRAs am ISI und betreuen die Patient*innen vor und während einer Untersuchung mit dem CT oder dem MRT. Gefragt nach ihren Eindrücken von der Umgestaltung herrscht Begeisterung: „Alles ist entspannter geworden“, sagt Johanna Seelmann. Sie erinnere sich, dass Patient*innen vor der Umgestaltung in einem größeren gemeinsamen Bereich auf ihre Untersuchung gewartet hatten. Kam ein*e Patient*in früher an die Reihe, obwohl er später eingetroffen war, herrschte Unmut bei den Wartenden – und das bekamen auch die Mitarbeitenden zu spüren. Weil Untersuchungen am MRT oder am CT in einer anderen Taktung ablaufen, werden Patient*innen nun in einen dedizierten Wartebereich für je eine Modalität gebeten. Die radiologische Aufklärung und die komplette Vorbereitung der Patient*innen für die Untersuchung finden in einem separaten Bereich statt.
„Die neue Verteilung entlastet das Team merklich. Die Wartezonen sind leerer, Diskussionen mit Patient*innen sind weniger geworden. Alle sind entspannter“, bestätigt Armin Muttke. An ihr Ziel finden die Patient*innen über einen Farbcode. Nach der Anmeldung folgen sie einer blauen, gelben oder grünen Linie am Boden und kommen sicher an. Früher hörten die Mitarbeitenden oft die Sorge der Patient*innen „Wie finde ich jetzt hier wieder raus?“, denn die langen Flure boten wenig Fixpunkte zur Orientierung. „Heute gibt es einen klar markierten Rundlauf. Die Klinik macht insgesamt einen moderneren Eindruck“, findet Muttke. Und die Aussage: „Bin ich hier richtig am Strand?“ sorgt bei manchen Mitpatient*innen und beim Team sogar für ein Schmunzeln.
Uniklinik Dresden: Tauchgang mit Clownfisch

Während
der Wartebereich der Dresdner Kinderradiologie als fröhliche
Dschungellandschaft gestaltet ist…

… können sich die Patient*innen das Raum- und Gerätedesign selbst aussuchen. Diese kleine Patientin geht heute Tauchen.

Aber
auch ein Besuch am Strand ist möglich.

Und selbstverständlich gibt es auch hier die Giraffe Gerda und ihre fröhlichen Dschungelfreunde.
Natürliche Lichtquellen, gute Durchlüftung und eine ruhige Arbeitsumgebung – all das verhilft medizinischem Personal zur Bestleistung.[4] Bauliche und gestalterische Elemente, die das Wohlbefinden der Patient*innen adressieren, können aber auch maßgeblich dazu beitragen, wie schnell sich ein*e Patient*in erholt. Ein Vergleich der Verweildauer in Kliniken brachte die Erkenntnis, dass Patient*innen, die ein Bett am Fenster nutzen, durchschnittlich etwa 0,43 Tage kürzer im Krankenhaus liegen als Patient*innen, denen das Bett in Türnähe zugeteilt ist.[5]
Aber kann man dieses vermeintliche Wohlgefühl eines*r Patienten*in überhaupt messen? „Aber ja“ sagt Professor Hendrik Berth, der im Bereich der Psychosozialen Medizin an der Uniklinik Dresden forscht. „Es gibt klare physiologischen Parameter, die etwas darüber aussagen.“ Dazu gehören etwa Puls, Blutdruck, Herzrate und nachweisbare Stresshormone. „Aus psychologischer Sicht interessiert uns jedoch noch mehr das persönliche Empfinden des*r Patienten*in – und um das zu messen, können wir ein gutes Instrumentarium zur Verfügung stellen und die Patient*innen selbst fragen, wie sie es einschätzen.“ Smileys mit nach oben oder nach unten gezogenen Mundwinkeln können Menschen helfen, ihr Gefühl einordnen – auch eine Zahlenskala, die von 1 bis 10 reicht und damit Kategorien von „alles okay“ bis „gar nicht okay“ vorgibt, hilft dabei. Mit einigen Einschränkungen – bedingt durch die Corona-Pandemie – wird an der Uniklinik Dresden derzeit erforscht, inwiefern ein verändertes Ambiente das Wohlgefühl eines*r Patienten*in im Rahmen der Untersuchung am MRT oder CT verbessert. „Wir beschäftigen uns in der medizinischen Psychologie viel damit, wie wir Patient*innen unterstützen können. Und es scheint, dass sich die Umgebung auswirkt auf das Wohl der Patient*innen“, sagt Hendrik Berth, der noch mitten in seinen Studien steckt. „Wir hoffen, dass wir den Eindruck noch mit harten Zahlen belegen können, aber es sieht schon jetzt ganz danach aus, dass man über die Gestaltung eine Untersuchung für alle Beteiligten nachweislich angenehmer machen kann.“Diesen theoretischen Eindruck bestätigt Radiologin Dr. Gabriele Hahn. Als zuständige Kinderradiologin untersucht sie mit ihrem Team täglich 15 bis 20 Kinder mit der MRT und sagt: „Mit der Umgestaltung ist es hier freundlicher, kindgerechter geworden.“ Schon im Eingangsbereich der Dresdner Kinderradiologie tauchen die Familien ein in eine fröhliche Dschungellandschaft. Am System selbst dürfen Kinder aus einer Reihe von Motiven ihre Lieblingsbild wählen. Das wird dann auf das Gehäuse und die Umgebung des Magnetresonanztomographen projiziert. Hahn: „Es gibt Blumenwiesen, Meeresrauschen und Cartoons. Kinder, die regelmäßig zur Untersuchung kommen, suchen sich immer etwas Neues aus und sind begeistert.“
Der Effekt ist überzeugend: „Für die Untersuchung ist es wichtig, dass unsere kleinen Patient*innen möglichst ruhig liegenbleiben und sich nicht bewegen“, sagt Hahn. Und weil diese Ruhe etwas mit Vertrauen zu tun hat, bereiten erfahrene MTRAs die Kinder in aller Ruhe auf den „Tauchgang“ im MRT vor. „Eine ganz besondere Interaktion – die Zuwendung zu den Patient*innen ist jetzt noch intensiver. Und sie trägt viel dazu bei, dass Eltern und Kinder sich hier aufgehoben fühlen“, bestätigt die erfahrene Kinderradiologin.
Die gesamte Behandlungsreise auf dem Radar
Egal wie groß eine Institution ist, welche Disziplinen klinischen Fachbereiche sie beherbergt – bestimmte Faktoren prägen die Wahrnehmung der Patient*innen – und zwar von dem Moment, an dem sie eine Einrichtung zum ersten Mal betreten. Faktoren wie Hygiene, Orientierung oder Lautstärke zahlen ein auf diesen ersten Eindruck. Will man die Patient*innenerfahrung entlang des gesamten Behandlungswegs eines*r Patienten*in verbessern, ist aber in vielen Bereichen noch Luft nach oben. Siemens Healthineers richten ihr Geräte- und Raumdesign auf solche positiven Patient*innen- und Nutzer*innenerfahrungen aus. Die ergonomische Gestaltung der Systeme gehört dazu, eine durchdachte Form- und Farbgebung und die preisgekrönten User Interfaces, die den Teams Abläufe erleichtern sollen. Und in einer Testphase setzen viele Kund*innen auch auf die stets allerbeste Laute der digitalen Mitarbeiterin Clara1, einer Stimme, die MRT und CT-Untersuchungen anleitet und dabei responsiv auf Patient*innen eingehen kann. Wenn der Puls und damit die Nervosität des*r Patienten*in während einer längeren Untersuchung steigt, meldet sich Clara beruhigend zu Wort und sagt: „Ich sehe, Du bist etwas aufgeregt“. Anschließend ermutigt Clara zum Durchhalten und sagt die Restdauer der Untersuchung an. Das entspannt die Patient*innen merklich und entlastet bereits mehrere Teams, die Clara als charmante Kollegin ins Herz geschlossen haben.
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[1] Törnqvist E, Månsson A, Larsson EM, Hallström I. It's like being in another world. Patients' lived experience of magnetic resonance imaging. J Clin Nurs. 2006;15(8):954–61.
[2] Tanenbaum L. It's time for more patient-centric imaging in the MR department. Appl Radiol. 2018;47(7):16–17.
[3] Carlsson S, Carlsson E. ‘The situation and the uncertainty about the coming result scared me but interaction with the radiographers helped me through’: a qualitative study on patients’ experiences of magnetic resonance imaging examinations. J Clin Nurs. 2013;22(21–22):3225–34.
[4] Doyle C, Lennox L, Bell D. A systematic review of evidence on the links between patient experience and clinical safety and effectiveness. BMJ Open. 2013;3(1):e001570.
[5] Park MY, Chai CG, Lee HK, Moon H, Noh JS. The Effects of Natural Daylight on Length of Hospital Stay. Environ Health Insights. 2018;12:1178630218812817.
1 Das Produkt befindet sich in der Entwicklungsphase und ist deshalb noch nicht käuflich zu erwerben. Die zukünftige Verfügbarkeit kann nicht garantiert werden.
Die hierin enthaltenen Aussagen basieren auf Ergebnissen, die von Siemens Healthineers-Kunden in deren jeweiligen spezifischen Nutzungsumfeld erzielt wurden. Es ist zu beachten, dass es kein „typisches“ Krankenhaus gibt und die Resultate von verschiedenen Variablen abhängen (wie z.B. der Größe des Krankenhauses, des Behandlungsspektrums, des Grads der IT Integration). Aus diesem Grunde ist nicht gewährleistet, dass andere Kunden dieselben Ergebnisse erzielen werden.