Zugang zu Gesundheitsversorgung

Smart Clinic bringt Kolumbiens Gesundheitssystem ins Rollen

Angesichts des maroden Gesundheitssystems in Venezuela machte sich Ana Milena Rojas auf den langen Weg über die Grenze nach Kolumbien, um medizinische Hilfe für ihr ungeborenes Kind zu finden. Auf der kargen Halbinsel Guajira, weit weg von den dicht besiedelten Städten Kolumbiens, bekam sie die Unterstützung, die sie brauchte – in einer mobilen Smart Clinic.
Andrea Lutz
Veröffentlicht am April 3, 2024

Mit 51,5 Millionen Menschen ist Kolumbien das bevölkerungsreichste Land Südamerikas nach Brasilien [1]. Über 80 Prozent der Bevölkerung leben bereits in Städten [2] – und diejenigen, die dies nicht tun, wandern zunehmend dorthin ab. Denn die Menschen in Küsten- und Landregionen sind in vielerlei Hinsicht benachteiligt, insbesondere wenn es um den Zugang zur Gesundheitsversorgung geht. Eine mobile Klinik versucht, dieses Problem in den armen, ländlichen Regionen des Nordens anzugehen. Es handelt sich um einen Reisebus, der in eine sogenannte Smart Clinic umgebaut wurde. Diese Klinik auf Rädern ist mit allem ausgestattet, was nötig ist, um Menschen, die Praxen und Kliniken in den Städten nicht erreichen können, mit grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen zu versorgen.

Die Smart Clinic hat sich zu einer wichtigen Anlaufstelle entwickelt. Vor allem für Frauen, die von Armut betroffen sind. Als mobile Einheit während der COVID-19-Pandemie gestartet, konzentrieren sich die rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter heute ganz auf die Gesundheitsberatung und -betreuung von Schwangeren und Familien. Auch Migrantinnen und Migranten aus Venezuela, die seit der Öffnung der Grenzübergänge vermehrt nach Kolumbien kommen, können vom unbürokratischen Zugang zu medizinischen Untersuchungen und Labordienstleistungen profitieren.
Smart clinic La Guajira offerings infographic

Venezuela befindet sich seit Jahren in einer Wirtschaftskrise mit Hyperinflation. Bis August 2023 waren rund 7,7 Millionen Menschen aus dem Land geflohen – das ist etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung [3]. Davon leben rund 2,9 Millionen in Kolumbien [4]. Ana Milena Rojas ist eine von ihnen. Bei dieser jungen Frau traten während der Schwangerschaft Komplikationen auf, und da sie in ihrem Heimatland keinen Zugang zu einer medizinischen Versorgung hatte, machte sie sich auf den beschwerlichen Weg nach Kolumbien.

"Wir wissen, dass wir in Lateinamerika bereits an der Schwelle zur 700-Millionen-Einwohner-Marke stehen – und wir glauben, dass ein großer Teil dieser Bevölkerung keinen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung hat", sagt Francisco Vélez, Managing Director von Siemens Healthineers Colombia. Er erklärt, wie institutionelle Zusammenarbeit hier helfen kann.



Schwangere und stillende Frauen, die primäre und spezialisierte Untersuchungen benötigen, zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen, stehen im Mittelpunkt der Smart Clinic. Rojas fand in der Praxis jedoch mehr als gynäkologische Betreuung: Sie erhielt auch die psychologische Unterstützung, die für sie und ihr Kind entscheidend war:

In Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Roten Kreuz (Cruz Roja) haben Siemens und Siemens Healthineers den Bus mit medizinischen Bildgebungssystemen, wie Ultraschall und Röntgen, sowie mit Laborgeräten ausgestattet. Ein Team von Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen reist nun durch das Land, um Mütter und Kinder an Orten mit großer Not zu versorgen. Manchmal kommen große Familien mit mehreren Kindern in die Klinik. Das Team kann dann Hilfestellung, Vorsorgeleistungen und Beratung für alle anbieten.

Diese Kollaboration ermöglicht es, humanitäre Hilfe für diejenigen zu leisten, die sie am dringendsten benötigen. Auch das kolumbianische Rote Kreuz verstärkt seine Bemühungen, von Gewalt betroffene Gemeinschaften zu unterstützen, Familien zu unterstützen und den Schutz von Migrant*innen zu fördern.


Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.