Neurologie

Schlaganfallversorgung: jede Minute zählt

Aufklärung der Bevölkerung, schnelle Reaktion und neue Therapiemöglichkeiten sind der Schlüssel zum Erfolg in der Schlaganfallversorgung.

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Veröffentlicht am May 21, 2021

Bei einem Schlaganfall sterben bis zu 1,9 Millionen Gehirnzellen pro Minute ab [1], weshalb eine schnelle Reaktion, Diagnose und Behandlung entscheidend für den Verlauf der Erkrankung und mögliche Folgeschäden sind. Ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung für erste Symptome sowie der Einsatz neuster Technologie und Therapiemöglichkeiten sind ein wichtiger Schritt für Schlaganfallpatienten.

Beim Auftreten eines Schlaganfalls ist vor allem eins wichtig: schnelles Handeln. Denn je schneller ein Patient*in nach dem Eintreten erster Symptome behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, dass keine bleibenden Einschränkungen auftreten. Der Schlaganfall stellt weltweit die zweithäufigste Todesursache dar [2] und ist eine der häufigsten Ursachen für Langzeitbehinderungen [3]. Das schnelle Erkennen erster Anzeichen wie plötzliche einseitige Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen, oder ein einseitiges Taubheitsgefühl in Arm, Bein oder im Gesichtsbereich kann daher Leben retten. Mit dem FAST-Test lässt sich innerhalb kürzester Zeit der Verdacht auf einen Schlaganfall überprüfen, um so schnellstmöglich reagieren zu können.

How to recognize the signs of stroke fast.

Der rasante Fortschritt bei den Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Sterblichkeitsrate nach einem Schlaganfall in den letzten 30 Jahren deutlich zurückgegangen ist. Deshalb wird in Zukunft weiter daran gearbeitet, die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und die Prävention voranzutreiben. Lange Zeit konnte man nur anhand äußerer Symptome wie Lähmungserscheinungen versuchen, eine Diagnose zu stellen. Zum Durchbruch in der Schlaganfalldiagnostik führt in den 1970er Jahren die Entwicklung der Computertomographie.

Durch das Aufkommen der Magnetresonanztomografie und der Doppler- und Duplexsonographie einige Jahre später können detaillierte Informationen rund um den Schlaganfall gewonnen werden. Doch was hilft die präziseste Diagnostik ohne Behandlungsmöglichkeiten? Erst die Entwicklung der medikamentösen Behandlung (Lysetherapie) macht seit Mitte der 1990er Jahre die Akutbehandlung des Schlaganfalls möglich. Dank weiterer Pionierarbeit steht seit etwa 2008 neben der Lysetherapie eine weitere Möglichkeit zur Behandlung von Gefäßverschlüssen zur Verfügung: die mechanische Thrombektomie.

Bei der endovaskulären Schlaganfalltherapie, mechanische Thrombektomie, handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff zur Akuttherapie eines ischämischen Schlaganfalls, um verschlossene Hirnarterien zu rekanalisieren.
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Die mechanische Thrombektomie ist ein vielversprechender Ansatz in der Behandlung von ischämischen Schlaganfällen. Überall auf der Welt arbeiten interventionelle Radiologen daran, dass möglichst alle Patient*innen, die von einer Kathetertherapie profitieren könnten, auch Zugang zu dieser Therapie erhalten. Eine frühe Behandlung mittels Thrombektomie erfordert eine abgestimmte Kooperation innerhalb des Krankenhauses sowie eine optimale Ausstattung. Doch um diese Therapie flächendeckend anbieten zu können, gibt es noch einige Hürden zu überwinden.

Ein ischämischer Schlaganfall tritt auf, wenn ein Gefäß, das das Gehirn mit Blut versorgt, verstopft ist. Laut der American Stroke Association macht er etwa 87 % aller Schlaganfälle aus.
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Christian Loewe, MD, Head of the Department of Cardiovascular and Interventional Radiology at Medical University Vienna

Mithilfe robotergestützter Systeme könnten in Zukunft weltweit Schlaganfallpatienten von dieser Methode profitieren. Die CorPath GRX Systeme von Corindus helfen Ärzten schon heute dabei, Eingriffe im Herzkatheterlabor, z.B. das Einsetzen von Ballon- oder Stent-Implantaten, präzise zu steuern. In Zukunft muss der Arzt dafür möglicherweise nicht wie sonst üblich direkt am Interventions-Tisch stehen, sondern könnte die Prozedur theoretisch über ein separates Kontrollmodul von überall auf der Welt steuern.
Laut Prof. Marios Psychogios, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie, Unispital Basel, Schweiz, können neueste Arbeitsabläufe 30 bis 60 Minuten Zeit im Krankenhaus sparen, indem die präprozedurale Bildgebung und Behandlung von Schlaganfallpatienten in der Angio-Suite kombiniert werden.
Angio only suite for stroke management

Laut der Weltgesundheitsorganisation hat einer von drei Patienten nach einem Schlaganfall mit bleibenden Schäden zu kämpfen. [4] Langfristige Komplikationen für Überlebende eines Schlaganfalls sind vielfältig und hängen von der Größe des geschädigten Hirnbereichs ab.

Der Zugang zu akuter Schlaganfallbehandlung und neuesten Therapiemöglichkeiten wie der Thrombektomie ist noch gering. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schlaganfallpatient*in danach mit körperlichen Einschränkungen oder schlimmeren Folgen zu kämpfen hat, ist daher momentan hoch. Kann uns ein digitaler Zwilling in der Zukunft vor einem Schlaganfall warnen, bevor erste Symptome auftreten?

(en.)