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Zukunftsweisende Robotik
Zukunftsweisende Robotik für eine bessere Medizin
Der Einsatz von Robotik in der Medizin - ein vielversprechender Trend für die Zukunft?
Bei robotischen Systemen in der Medizin geht es nicht darum, Menschen durch Technik zu ersetzen. Es geht um höhere Qualität, mehr Sicherheit und besseren Zugang zu spezialisierter Versorgung. Minimal-invasive Interventionen sind ein Beispiel. Der Trend ist aber viel breiter.
Von der Industrieproduktion in die Dienstleistungsbranchen …
… und weiter ins Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen hat die COVID-19-Pandemie gezeigt, wo robotische Assistenzsysteme wertvolle Hilfe leisten könnten. Der eingangs erwähnte Professor Yang gab darüber einen Überblick in der Fachzeitschrift „Science Robotics“.[1] Roboter für Oberflächendesinfektion hätten beispielsweise den öffentlichen Nahverkehr sicherer machen können. Mobile Screening-Roboter hätten Fiebermessungen in den verschiedensten Einrichtungen vornehmen und so das Risiko einer unbemerkten Virusausbreitung verringern können. Diagnostische robotische Systeme, die beim Abstrich unterstützen, hätten die Sicherheit des Personals in COVID-19-Diagnosezentren erhöhen können. Und leistungsfähige Operationsroboter sowie robotische Systeme für minimalinvasive Gefäßinterventionen hätten dazu beitragen können, Infektionsrisiken in Operationssälen und Katheter-Laboren zu reduzieren. In vielen dieser Bereiche waren medizinische Roboter in der COVID-19-Pandemie noch nicht reif für einen Routineeinsatz. Aber insbesondere im operativen und interventionellen Bereich ist das Stadium der Pilotanwendungen mittlerweile überschritten: Medizinische robotische Systeme haben einen erheblichen Anteil am Gesamtmarkt der Serviceroboter für den professionellen Einsatz, und dieses Segment scheint weiter stark zu wachsen.
Ein breiter Trend
Der Markt für medizinische Robotik wird nicht nur insgesamt wachsen, er wird sich auch über die lange Zeit dominierenden Disziplinen Gynäkologie und Urologie hinaus diversifizieren.
Nicht alle Länder sind gleich weit
Der Fachkräftemangel in China betrifft besonders das Gesundheitswesen. Im Jahr 2017 gab es in China im Durchschnitt zwei Ärzte pro 1000 Einwohner. In den OECD-Staaten waren es 3,5. Auch das spiegelt sich in den Marktdaten für robotische Systeme wider: Im Jahr 2018 stieg die Zahl der Installationen des weltweit am meisten genutzten OP-Roboters in China um den Faktor acht.
Automatisierte und vernetzte Geräte, die auf künstlicher Intelligenz und Sensorsystemen basieren, sind ein wichtiger Schlüssel zur Optimierung des Versorgungskontinuums und zur Verbesserung der klinischen Ergebnisse.
Peter Schardt, Chief Technology Officer Siemens Healthineers
Der Nutzen von Robotik in Krankenhäusern und darüber hinaus
Warum genau sollte das Gesundheitswesen robotische Systeme mit offenen Armen begrüßen? Im Wesentlichen sind es drei Gründe: besserer Zugang zu komplexen medizinischen Leistungen, bessere medizinische Ergebnisse und mehr Standardisierung. Der Erfolg des OP-Roboters Da Vinci von Intuitive Surgical in den vergangenen Jahren in Bereichen wie Prostatachirurgie, Blasenentfernung und zunehmend auch kolorektale Chirurgie zeigt, dass sich Chirurgen der Vorteile robotischer Eingriffe durchaus bewusst sind. Das gilt nicht nur für die konventionelle und laparoskopische Chirurgie, sondern auch für endovaskuläre Interventionen.
Zukunft gestalten: Robotik, Bildgebung und Geräteintegration
Wir sind davon überzeugt, dass eine Kombination aus endovaskulärer Robotik, Bildführung und speziellen Geräten die Art und Weise, wie neurovaskuläre Verfahren in Zukunft durchgeführt werden, erheblich beeinflussen wird. Daher konzentrieren uns weiterhin darauf, Kund*innen und Patient*innen in diesem Bereich einen Mehrwert zu bieten.
Der Arzt hat das Sagen
Aber bringen robotische Systeme in der Medizin nicht auch Nachteile mit sich? Wollen wir nicht alle lieber von Menschen behandelt werden? Was, wenn Roboter Komplikationen verursachen, wie das in den frühen Jahren der medizinischen Robotik in der Endoprothetik der Fall war? Oder anders formuliert: Wie bewerten wir medizinische und speziell interventionelle Roboter von einem ethischen Standpunkt aus? Welche ethische Herausforderung birgt der Einsatz von Robotern generell?
Letztlich geht es bei vielen ethischen Diskussionen zum Einsatz von robotischen Systemen in der Medizin und in anderen Disziplinen um zwei Themen: nämlich das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko und den Grad der „Autonomie“ des jeweiligen Systems. Bezüglich der Autonomiefrage ist festzuhalten, dass medizinische Roboter die Tätigkeit des Arztes lediglich sehr gezielt ergänzen. Dies ermöglicht es dem Arzt, sich stärker auf die klinische Entscheidungsfindung zu fokussieren – das Gebiet, in dem ein Mensch besser ist als eine Maschine. Ein robotisches System wird also den Arzt nicht „ersetzen“. Es ist nur insofern autonom, als es bestimmte, sehr präzise Tätigkeiten übernimmt, für die Maschinen besser geeignet sind. Es wird aber immer nur ein Werkzeug des Arztes sein. Der Arzt hat zu jedem Zeitpunkt das Sagen.
Und wie sieht die Nutzen-Risiko-Bewertung aus? Robotische Systeme werden nicht einfach so eingesetzt, sie müssen aufwändig zugelassen werden und ihren Nutzen penibel nachweisen können. Das ist nicht immer einfach. Welche Aufgaben genau ein robotisches System übernehmen sollte, wird in unterschiedlichen Disziplinen und bei unterschiedlichen chirurgischen oder interventionellen Eingriffen verschieden sein. Eins aber ist klar: Sobald die medizinischen Ergebnisse eines Eingriffs mit Einsatz robotischer Systeme besser werden als ohne, könnte es unethisch sein, sie nicht einzusetzen.
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Philipp Grätzel von Grätz lebt und arbeitet als freiberuflicher Medizinjournalist in Berlin. Seine Spezialgebiete sind Digitalisierung, Technik und Herz-Kreislauf-Therapie.
1 Guang-Zhong Yang et al, Combating COVID-19—The role of robotics in managing public health and infectious diseases. Science Robotics 25 Mar 2020: Vol. 5, Issue 40, eabb5589. DOI: 10.1126/scirobotics. abb5589. [Internet]. [Cited February 10, 2021]