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Im Rahmen einer strategischen Technologiepartnerschaft mit Siemens Healthineers hat das Klinikum Braunschweig eine neue molekulardiagnostische Technologie implementiert, die Erbgutveränderungen von Krebszellen erkennt. Damit können die Pathologen genau die Patienten identifizieren, die aufgrund der genetischen Beschaffenheit ihres Tumors für eine zielgerichtete Therapie in Frage kommen. Die Methode wurde von Neo New Oncology entwickelt, einem Tochterunternehmen von Siemens Healthineers. Das Klinikum Braunschweig, mit 38 Kliniken eines der größten Krankenhäuser Norddeutschlands, stärkt damit seine Position als onkologischer Spitzenversorger in der Region. Dieses Konzept gilt als Modell für regionale Kliniken in Deutschland.
Die Neo-Technologie ermöglicht es den Pathologen des Klinikums, zahlreiche für eine Therapieentscheidung relevante Erbgutveränderungen mit nur einem einzigen diagnostischen Test nachzuweisen. Dies steht im Gegensatz zu üblichen diagnostischen Standardverfahren, bei denen in der Regel mehrere unterschiedliche diagnostische Verfahren kombiniert werden müssen, um alle Informationen über die genetische Beschaffenheit eines Tumors zu ermitteln. Die Analysedauer kann hier dementsprechend lang sein, so dass die behandelnden Onkologen nicht zeitnah mit der Therapie beginnen können. Zudem reicht bei Standardverfahren oftmals die Tumorprobe alleine nicht aus, um die komplette umfassende Analytik abschließen zu können. Dies birgt die Gefahr, dass Patienten, die von einer zielgerichteten Therapie profitieren könnten, nicht identifiziert werden. „Unser Anspruch ist es, Krebspatienten eine optimale Behandlung gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft anzubieten. Mit der Implementierung der Neo-Technologie in unserer Routinepathologie bieten wir nun auch umfassende molekulare Tumoranalysen als Teil unseres diagnostischen Leistungsspektrums an“, so der Geschäftsführer des Klinikums Braunschweig Dr. Andreas Goepfert.
Krebspatienten leben heute immer länger und auch besser mit ihrer Erkrankung. Ein Grund dafür sind die immer ausgereifteren individuellen Therapieoptionen, die der modernen Medizin inzwischen zur Verfügung stehen. Hierzu zählen auch die sogenannten „zielgerichteten Medikamente“: Im Gegensatz zur Chemotherapie, die unselektiert alle sich teilenden Zellen angreift, wirken diese Substanzen passgenau gegen spezifische Veränderungen in der Erbinformation eines Tumors. Dadurch sind sie einerseits sehr effizient, andererseits in der Regel deutlich nebenwirkungsärmer als die Chemotherapie. Allerdings sind diese zielgerichteten Medikamente bei Tumoren ohne die Kenntnis der entsprechenden Erbgutveränderungen nahezu wirkungslos. Eine zielgerichtete Therapie muss darum auf die spezifischen Charakteristika der Krebszellen eines bestimmten Patienten abgestimmt werden. So sind etwa allein beim Lungenkrebs mehr als ein Dutzend Erbgutveränderungen bekannt, die unterschiedliche therapeutische Konsequenzen haben können. Die Behandlung eines Patienten wird daher zunehmend auf den individuellen Tumor zugeschnitten, und wird dadurch auch effektiver. Um eine optimale Therapieentscheidung treffen zu können ist es für den Arzt daher essentiell, die Krebserkrankung des einzelnen Patienten auch auf molekularer Ebene zu verstehen.
Das Neo-Verfahren basiert dabei auf der Methode des „Next-Generation Sequencing“. Hierbei werden relevante Bereiche der Tumor-DNA hochauflösend ausgelesen und analysiert. Die dabei entstehenden großen Datenmengen werden mit einer von Neo New Oncology entwickelten Software qualitätsgesichert prozessiert. Die Pathologen des Klinikums werten im Anschluss die Daten aus. Sie analysieren, welche Veränderungen der Tumor eines Patienten trägt, welche Medikamente dagegen eingesetzt werden können, oder ob es passende klinische Studien gibt, bei denen die Einschlusskriterien erfüllt sind und der Patient somit von innovativen neuen Therapieoptionen profitieren kann.
Die Ergebnisse dieser Auswertung werden im Tumorboard des Klinikums diskutiert. In der Zusammenschau aller radiologischen und molekulardiagnostischen Ergebnisse diskutieren hier alle relevanten ärztlichen Fachdisziplinen des Klinikums, welche Therapieoption die beste für den individuellen Patienten ist. So ist sichergestellt, dass jeder einzelne Patient von der gesamten medizinischen Expertise des Klinikums profitiert.
„In der modernen Onkologie wird die Verknüpfung unterschiedlicher diagnostischer Methoden immer wichtiger. Vor allem bildgebende Verfahren und molekulare Tumordiagnostik wachsen hier immer mehr zusammen: Beide Technologien liefern immer detailliertere Daten, die in der Zusammenschau ein umfassendes Bild der individuellen Erkrankung eines Patienten liefern, welches die Grundlage für eine optimale Behandlung von Krebspatienten bietet“, so Dr. Stefan Schaller, Leiter der Vertriebsregion Deutschland bei Siemens Healthineers. Das Klinikum Braunschweig und Siemens Healthineers haben 2017 eine langfristige Technologiepartnerschaft abgeschlossen. Siemens Healthineers übernimmt für das Klinikum – mit 1.499 Betten eines der größten Krankenhäuser in Norddeutschland – die gesamte Neu- und Ersatzbeschaffung, die Wartung und den Service der bildgebenden Systeme sowie für die Bereiche Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Hinzu kommen innovative Services wie die Neo-Technologie. Ziel dieser Technologiepartnerschaft ist es, eine medizinisch hochwertige und zugleich wirtschaftliche Versorgung der Patienten mit radiologisch-diagnostischen, interventionellen, strahlentherapeutischen und molekulardiagnostischen Leistungen sicherzustellen.