Glenda receiving theranostics treatment
Onkologie

Theranostik: Die Perspektive einer Krebspatientin

Als bei Glenda neuroendokrine Tumoren diagnostiziert wurden, schienen ihre Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Erfahren Sie, wie Theranostik ihre lebensbedrohliche Krankheit in eine kontrollierbare, chronische Erkrankung verwandelte und ihr Optionen für die Zukunft eröffnete.
Sophie Gräf
Veröffentlicht am November 25, 2024

Mehr als 15 Jahre lang litt die 61-jährige Glenda unter starken, wiederkehrenden Bauchschmerzen. Nach wiederholten Besuchen in Arztpraxen und Notaufnahmen ergab eine Computertomographie schließlich die Diagnose: Glenda hatte neuroendokrine Tumoren.

Neuroendokrine Tumoren (NETs) entwickeln sich aus neuroendokrinen Zellen, die als Reaktion auf Nervensignale Hormone produzieren. Diese Tumoren können in verschiedenen Organen auftreten, darunter der Lunge, der Bauchspeicheldrüse und dem Magen-Darm-Trakt. Mit einer Inzidenzrate von 2-4 pro 100.000 Menschen[1] sind NETs in Deutschland relativ selten.

Neuroendokrine Tumoren (NETs) sind eine seltene Krebserkrankung, deren Diagnose und Behandlung ein hochspezialisiertes Team mit umfangreicher Erfahrung erfordert. Angesichts der Krankheitslast von Glenda und des fortgeschrittenen Stadiums ihrer Tumoren, die chirurgisch schwer zu entfernen waren, wandte sie sich an das Team der Nebraska Cancer Specialists (NCS), um eine personalisierte Therapie und eine nahtlos koordinierte Versorgung während ihrer Theranostik-Behandlung zu erhalten.

Theranostik, eine Kombination aus "Therapie" und "Diagnostik", ist ein Ansatz innerhalb der personalisierten Medizin, der radioaktive Medikamente sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung bestimmter Krebsarten einsetzt. Bei dieser Methode werden diagnostische und therapeutische Biomarker an verschiedene radioaktive Tracer gekoppelt, die auf denselben Tumor abzielen und an die gleichen spezifischen biologischen Marker binden. Ärztinnen und Ärzte verwenden Molekularbildgebung wie PET/CT, um festzustellen, welche Patientinnen und Patienten für eine Theranostik-Behandlung in Frage kommen und SPECT/CT während der Theranostik-Behandlung. 

Die Injektion einer kleinen Menge radioaktiven Tracers, der spezifisch an Krebszellen bindet, in den Körper ermöglicht es den Medizinerinnen und Medizinern, genau zu "sehen", wo sich der Krebs befindet, da der Tracer in Bereichen mit Krebszellen am aufgenommenen Bild leuchtet. Sobald die Krebszellen lokalisiert sind, wird ein therapeutisches Medikament verabreicht, das direkt zu ihnen gelangt und gezielte Strahlung abgibt. Dieser Ansatz - "sehe, was Du behandelst, und behandle, was Du siehst" - ermöglicht es, Strahlung genau dort abzugeben, wo sie benötigt wird, und gleichzeitig die Schädigung von gesundem Gewebe zu minimieren.

Molekulare Bildgebung ist eine Technik, die es Ärzt*innen ermöglicht, biologische Prozesse im Körper auf molekularer und zellulärer Ebene sichtbar zu machen und zu messen, um bestimmte zelluläre Funktionen hervorzuheben, z. B. wie Zellen mit bestimmten Molekülen interagieren. Bei diesem Ansatz werden häufig spezielle bildgebende Mittel, sogenannte "Tracer", verwendet, die in den Körper injiziert werden und an bestimmte Zellen oder Moleküle binden.

Eine erfolgreiche Theranostik-Behandlung erfordert ein gut koordiniertes, patientenzentriertes Vorgehen. Bei NCS erfüllt die examinierte Krankenpflegerin Marlene Bridwell diese Aufgabe als Fallmanagerin für Theranostik und dient als primäre Ansprechpartnerin für Patientinnen und Patienten. Marlene Bridwell überwacht jeden Schritt der Behandlung und stellt sicher, dass die Erkrankten ihre Behandlung verstehen und sich unterstützt fühlen. „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten das bekommen, was sie brauchen, wenn sie es brauchen", erklärt sie.

„Marlenes Rolle ist entscheidend für ein nahtloses und erfolgreiches Theranostik-Programm", sagt Dr. Samuel Mehr, Direktor für nukleare Onkologie am NCS. „Ohne jemanden, der das tut, was sie tut, werden die Behandlungen nur aufgrund schlechter Kommunikation chaotisch." 

Durch die Theranostik-Behandlung konnte Glenda ihr Leben zurückgewinnen. Sie kann ihrem Vollzeitjob nachgehen, Zeit mit ihrer Familie verbringen und symptomfreie Tage genießen, die sie einst für unmöglich hielt. „Am letzten Tag meiner Behandlung sagte mir Dr. Mehr, dass er allen Grund zu der Annahme hat, dass dies bei mir wunderbar funktioniert. Und wenn nicht, gebe es viele andere Dinge, die wir tun können", sagt Glenda. „Ich habe vollstes Vertrauen in das Team."

Von Sophie Gräf
Sophie Gräf ist Redakteurin bei Siemens Healthineers.