Oncologists at Nebraska Cancer Specialists
Onkologie

Theranostik: Die Perspektive eines Onkologen

Die Krebsbehandlung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Erfahren Sie, wie die neuesten Entwicklungen in der Präzisionstherapie einen Weg zu einer wirklich personalisierten Krebsbehandlung ebnen.
Sophie Gräf
Veröffentlicht am November 29, 2024

Bei den Nebraska Cancer Specialists (NCS) spielt die Theranostik eine Schlüsselrolle in der Behandlung verschiedener Krebsarten. Das Netzwerk für die Versorgung von Krebspatienten bietet seinen Patientinnen und Patienten ein onkologisches Zuhause.  „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Theranostik-Versorgung ein Leistungsbereich innerhalb einer medizinischen Onkologiepraxis sein sollte“, sagt Dr. Samuel Mehr, Direktor der Nuklearonkologie am NCS. „Ebenso wenig würde eine medizinische Onkologiepraxis ihre Chemotherapie- oder Immuntherapie-Patientinnen und -Patienten zur Therapie an externe Quellen überweisen.“

Die Theranostik bietet einen leistungsstarken Ansatz für die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Krebsarten wie neuroendokrinen Tumoren (NETs). Dieser Weg zur Krebsbehandlung beginnt mit der genauen Diagnose und Auswahl der richtigen Behandlung für die jeweilige Patientin bzw. den jeweiligen Patienten. Glenda, eine 61-jährige NET-Patientin, wurde zur theranostischen Behandlung mit 177Lu-DOTATATE überwiesen und profitierte erheblich von dieser Option.

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Diagnostische Phase

Glenda begann ihre Theranostik-Behandlung mit einer PET/CT-Untersuchung mit einem radioaktiv markierten Somatostatin-Analogon. Dies ermöglichte es Dr. Mehr, die Eigenschaften des Tumors und die Erfolgsaussichten der Therapie zu beurteilen. 

„Wir schauen uns die Menge des DOTATATES an, also den nicht-radioaktiven Teil des Moleküls, der sich an den Tumorstellen ansammelt“, erklärt Mehr die Bedeutung dieser diagnostischen Phase. „Es gibt eine direkte Korrelation zwischen der Menge des Medikaments, die im diagnostischen Scan an die Tumorstellen gelangt, und der Menge des therapeutischen Medikaments, die dort ankommen wird.“

Hochgradig zielgerichtete Therapie

Nachdem der PET/CT-Scan bestätigt hatte, dass die Therapie für Glenda geeignet ist, erhielt sie alle acht Wochen in vier Sitzungen die Infusion mit ihrer therapeutischen Dosis von 177Lu-DOTATATE. 

Diese hochgradig zielgerichtete Therapie liefert Strahlung direkt an Krebszellen und bietet eine Präzision, die die Schädigung von gesundem Gewebe minimiert. Jede Infusion wird über einen Zeitraum von etwa 45 Minuten verabreicht. Sie wird von einem Medikament gegen Übelkeit und einer Aminosäureinfusion zum Schutz der Nierenfunktion begleitet, so dass die Sitzung insgesamt etwa sechs Stunden dauert.

Personalisierte Krebsbehandlung

Um den therapeutischen Fortschritt zu überwachen und eine personalisierte Versorgung zu gewährleisten, welche die Strahlendosis für Tumoren optimiert und gleichzeitig die potenzielle Toxizität begrenzt, verwendet das Team am NCS SPECT/CT-Bildgebung. So kartiert es die Verteilung des therapeutischen Wirkstoffs an den Tumorstellen. Dr. Mehr weist auf die Bedeutung der SPECT/CT für Patientinnen und Patienten wie Glenda hin: „Sie ist nützlich bei Erkrankten, die eine späte, potenziell lebensbedrohliche Manifestation ihres neuroendokrinen Tumors haben: Leberversagen aufgrund von Lebermetastasen. In diesen Fällen fühlen wir uns sicher, die Menge des Medikaments zu bestimmen, die zu den Tumoren gelangt.“ 

Für Patientinnen und Patienten, die sich einer theranostischen Behandlung von neuroendokrinen Tumoren unterziehen, spielt die SPECT/CT auch eine wichtige Rolle bei der Vermeidung möglicher Fehlinterpretationen. Dr. Mehr weist auf das Risiko eines Phänomens hin, das als „Pseudoprogression“ bekannt ist. Hier können Tumoren auf CT-Scans aufgrund einer durch das radioaktive Medikament verursachten Entzündung vorübergehend größer erscheinen. „Wenn das als Therapieversagen fehlinterpretiert wird, kann es passieren, dass Ärztinnen oder Ärzte eine sehr wirksame Behandlung abbrechen und die Patienten ihres Nutzens berauben“, erklärt er.

Durch den Austausch ihres Fachwissens mit anderen Praxen versucht NCS, Theranostik breiter verfügbar zu machen, so dass mehr Patientinnen und Patienten von einer personalisierten, wohnortnahen Versorgung profitieren können. „Wir arbeiten eng mit der medizinischen Onkologie-Community zusammen, um Onkologen zu ermutigen, die notwendige Ausbildung und Qualifikationen zu erwerben, so dass sie Theranostik selbst praktizieren können“, sagt Dr. Mehr. „So wie Chemotherapie und Immuntherapie in den Zuständigkeitsbereich der medizinischen Onkologie gehören, gehört auch die Theranostik in ihren Zuständigkeitsbereich."


Von Sophie Gräf
Sophie Gräf ist Redakteurin bei Siemens Healthineers.