Zugang zu Gesundheitsversorgung

Fortbildung für nachhaltige Gesundheitsversorgung in Tansania

Wie Schulungsprogramme für medizinisches Personal zum Aufbau eines nachhaltigen Gesundheitssystems in Tansania beitragen.
Andrea Lutz
Veröffentlicht am September 23, 2024
Für eine bessere Gesundheitsversorgung in Tansania braucht es Investitionen in die Ausbildung und mehr Kapazitäten. Am Muhimbili National Hospital haben sich über 100 Fachkräfte durch Schulungen an modernen bildgebenden Geräten weiterqualifiziert.
Wussten Sie, dass die Spanne zwischen Ländern mit der geringsten und der höchsten Lebenserwartung 32 Jahre beträgt? Nach Schätzungen der Weltbankgruppe für das Jahr 2022 liegt Tansania mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von nur 68 Jahren auf Platz 151 von 202 Ländern.[1] Angesichts der immensen gesundheitlichen Herausforderungen unternimmt dieses ostafrikanische Land couragierte Schritte für eine bessere Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Ausbildung seiner Fachkräfte.
Gesundheitssystem in Tansania

In den letzten zwei Jahren wurden über 100 medizinische Fachkräfte aus dem ganzen Land im Rahmen eines am Muhimbili National Hospital (MNH) angebotenen Spezialprogramms für Medizintechniker*innen und Röntgenassistent*innen ausgebildet. Durch eine Partnerschaft zwischen dem tansanischen Gesundheitsministerium, Pacific Diagnostics und Siemens Healthineers werden Ausbildung und der Ausbau von Kapazitäten gefördert, um die Ergebnisse für die Patient*innen zu verbessern und das Gesundheitssystem des Landes zu stärken. „Gesundheitsversorgung für alle und überall bedeutet auch, das medizinische Personal zu entlasten,“ erklärt Mohamed Shawky Elmashtoly, Sales Country Manager für den Nahen Osten und Afrika von Siemens Healthineers.

Dr. Rachel Mhaville, Leiterin der chirurgischen Abteilung am MNH, sagt: „Unser dringendster Bedarf sind in der Tat solche intensiven Schulungsprogramme. Wir lernen, wie fortschrittliche medizinische Systeme nicht nur die Ergebnisse für die Patient*innen verbessern, sondern auch die Gesamtproduktivität des Krankenhauses steigern.“

Pacific Diagnostics ist ein panafrikanisches Unternehmen und Geschäftspartner von Siemens Healthineers, das in der Regel Produkte und Dienstleistungen im Bereich der medizinischen Bildgebung anbietet.

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In Suaheli gibt es das schöne Sprichwort: „Behandle deinen Gast zwei Tage lang wie einen Gast, aber am dritten Tag gib ihm eine Hacke.“ In diesem Sinne betont die tansanische Gesundheitsstrategie die Bedeutung von Empowerment: Gemeinden zu befähigen, selbst eine aktive Rolle in ihrer Gesundheitsversorgung zu übernehmen. Dieses Prinzip verkörpernd, spielen die Community Health Workers eine entscheidende Rolle in ländlichen und unterversorgten Gebieten, wo sie wesentliche kurative Leistungen in der Gemeinde erbringen. Dazu gehören Gesundheitsmaßnahmen in der Gemeinde, die Erfassung und Analyse lokaler Daten, Hausbesuche und Aufklärung der Bevölkerung sowie das Ermitteln von Patient*innen, die in ein Krankenhaus wie das Muhimbili National Hospital (MNH) überwiesen werden müssen.
Dar es Salaam ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Das MNH im Herzen der Stadt verfügt über rund 1.500 Betten und versorgt jährlich Tausende stationärer und ambulanter Patient*innen in einer Reihe von Fachabteilungen. Mit einem Team von 63 medizinischen Fachkräften konzentriert sich die radiologische Abteilung des Krankenhauses auf die Versorgung der Patient*innen und führt jährlich etwa 72.000 diagnostische und interventionelle Verfahren durch. Allerdings wird die hochmoderne Ausrüstung aufgrund eines Mangels an qualifizierten medizinischen Fachkräften und Fachwissen nicht immer vollständig genutzt.

Seit etwa zwei Jahren wird das MNH-Team regelmäßig geschult und mit Unterstützung verschiedener Stakeholder medizinisch auf den neuesten Stand gebracht. Eine Gruppe von 34 Biomediziniktechniker*innen absolvierte einen dreiwöchigen Kurs vor Ort in Tansania, gefolgt von einer Woche in einem Schulungszentrum in Deutschland. Durch kontinuierliche Anwendungsschulungen konnten mehr als 100 ausgebildete medizinische Fachkräfte ihr Qualifikationsniveau verbessern. Diese von Siemens Healthineers in Partnerschaft mit Pacific Diagnostics durchgeführte Schulungsinitiative ist ein großer Erfolg und soll um weitere fünf Jahre verlängert werden. 

„Dank dieser Schulungen beherrscht unser Team nun bildgebende Geräte besser und kann Niedrigdosis-CT-Scans sowie fortgeschrittene Bildgebung wie Herz-CT und MRT durchführen“, erklärt Dr. Frederick Lyimo, Leiter der Radiologie und diagnostischen Bildgebung. Die Röntgenassistentin Betty Hubert ist jetzt in der Lage, bis zu 20 verschiedene Untersuchungen pro Tag durchzuführen.

Der Röntgenassistent Michael Edward hat gelernt, wie er mittels 3D-Rekonstruktion die Dosis minimieren kann:
Prashant Gokarn, Managing Director bei Pacific Diagnostics, fasst zusammen: „In diesem Schulungsprogrammen vermitteln Siemens Healthineers und Pacific Diagnostics gemeinsam dem Fachpersonal des Krankenhauses die notwendigen Fähigkeiten, um auf internationalem Niveau zu arbeiten.“

Initiativen wie diese tragen zwar dazu bei, einige der Herausforderungen des Landes zu bewältigen, andere bleiben jedoch bestehen. Die Finanzierung des Gesundheitswesens zum Beispiel bleibt ein zentrales Thema. Internationale Geldgeber steuern immer noch bis zu 40% des Gesundheitsbudgets bei. Der Nationale Krankenversicherungsfonds (NHIF) ‒ ein staatlicher Krankenversicherungsfonds, in den die Beiträge der gesamten Bevölkerung fließen sollen ‒ steckt noch in den Kinderschuhen. Im Dezember 2019 war 9% der Gesamtbevölkerung Tansanias beim NHIF versichert.[7] Dies reicht bei weitem nicht aus, um die steigenden Behandlungskosten zu decken, insbesondere für chronische Krankheiten.

Vor uns liegt noch ein langer Weg, aber jede Reise beginnt mit den entscheidenden ersten Schritten. Mit Hilfe starker und engagierter Partner ist das Land bereit, diesen schwierigen Weg zu meistern.

Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.